Der Freischwinger steht stellvertretend für das Stuhldesign der Bauhausära zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er verbindet technische Möglichkeiten mit herausragendem Design. Bis zur Erfindung des Freischwingers waren hinterbeinlose Stühle undenkbar. Er steht für innovative Tradition. Der Freischwinger ist ein Stuhl für Minimalisten. Weniger ist mehr. Der Freischwinger steht für Understatement. Er ist ein Stuhl für Liebhaber zurückhaltenden Designs.
Viele Gegenstände aus der Zeit des legendären Bauhaus wie Lampen, Geschirr, Besteck oder Sessel haben sich ihren Platz in den obersten Rängen des Designolymps erobert. Auch der Freischwinger macht hier keine Ausnahme. Selbst die allerersten Modelle sind noch immer up to date – und zwar unverändert seit den Originalentwürfen aus den 30er-Jahren.
Freischwinger passen in jede moderne Wohnungseinrichtung. Achten Sie bei der Auswahl aber auf Farben und Materialien. Stellen Sie sich ein paar einfache Fragen: Passen in Ihre Wohnung eher Sitzflächen aus schwarzem oder weißem Leder oder besser solche aus Geflecht in Naturtönen wie Braun oder Beige? Gefallen Ihnen eher Freischwinger aus kühlem Stahlrohr oder solche aus Leimholz oder gar Kunststoff?
Ein weiteres Kriterium sind die Armlehnen: Sie können kleinen Kindern oder auch Senioren helfen, einen bequemen Sitz zu finden. Es gibt einige Modelle mit und ohne Armlehnen. In einem Mehrgenerationenhaushalt lassen sich diese Variationen der Schwingstühle bestens miteinander kombinieren.
Sollten Sie das Glück haben, einen der seltenen Originale aus der Zeit des Bauhaus oder der skandinavischen Moderne zu ergattern, dann achten Sie auf die Belastbarkeit der Materialien. Heutige gefertigte Varianten der Freischwinger und lizenzierte Nachbauten sind diesbezüglich einfacher in der Handhabung. Sie sind meist ohne Probleme mit mehr als 100 Kilogramm belastbar.
Freischwinger gibt es in unzähligen Varianten vom Schwingstuhl über Schwingsessel bis zu großen Schwingsofas. Die Schwingstühle sind zweifelsfrei die bekanntesten Vertreter der Freischwinger. Als Wohnzimmerstühle oder Wartezimmerstühle sind sie allseits bekannt. Sie sind bequem und komfortabel. Der schönste Moment ist, wenn der Stuhl beim Hinsetzen kurz nachgibt und dann leicht zurückfedert. Doch es gibt noch mehr freischwingende Möbelstücke neben den bekannten Schwingstühlen:
Auch Freischwinger-Sessel gibt es schon seit den 30er-Jahren. Mit einem Rahmen aus Stahlrohr, einem Polsterbezug aus Leder und Armlehnen aus lackiertem Holz ist der Sessel S 411 von Thonet längst zu einem Standardmodell geworden. Auch andere Modelle konnten sich im Laufe der Jahrzehnte etablieren. Die Kombination aus bewährter Vintage-Optik und zeitloser Moderne macht die Freischwinger bis heute zu etwas Besonderem. Das gilt auch für die neueren Polsterstühle in Freischwinger-Bauart. Das belastbare Metallgestell sorgt für ein angenehmes Sitzgefühl. Die Sessel eignen sich mit ihrer stilvollen Art für das Esszimmer und auch für den Wohnbereich.
Ein weiteres Sondermodell unter den Freischwingern ist der Freischwinger-Barhocker. Durch das im Verhältnis zur Höhe filigrane Stahlrohr wirkt er besonders schlank. Er macht sich gut in modernen, offenen Küchen mit Tresen. Die Sitzhöhe liegt zumeist zwischen 75 und 80 cm. Trotz der schmalen Bauweise sorgt das Gestell aus Edelstahl für die nötige Stabilität. Mit einem widerstandsfähigen Bezug aus Kunstleder oder Mikrofaser sind diese speziellen Barhocker sehr vielseitig einzusetzen, sei es an der Küchentheke oder in der Kellerbar.
Übrigens: Die Freischwinger sind quasi Sonderformen der sogenannten Kragstühle. Damit sind alle Stühle gemeint, die nach hinten überkragen, das heißt, überstehen, auch wenn sie nicht schwingen. Kragstühle geben nicht nach. Sie haben eine steife Konstruktion.
Vergleichen Sie bei der Produktauswahl Sitzflächen, Rückenlehnen und Armlehnen sowie die Gestelle. Freischwinger fallen in ihrem Platzbedarf ganz unterschiedlich aus – je nach Ausstattung (zum Beispiel mit/ohne Armlehnen) oder Design.
Wählen Sie die Stühle oder Sessel entsprechend Ihrer Sitzgruppe und dem zur Verfügung stehenden Platz. Freischwinger-Sessel sind schöne Designstücke und bequeme Sitzmöbel, doch sie brauchen etwas Raum, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Ein Esstisch mit Stühlen mit Armlehnen erfordert mehr Platz als mit Stühlen ohne Armlehnen. Auch Leimholzgestelle fallen breiter aus als solche aus Stahlrohr.
Große Freischwinger-Sofas sind seltener zu finden. Aus Designsicht verlieren diese raumfüllenden Möbel als Schwingsofa die Leichtigkeit, die Freischwinger ausstrahlen. Sie benötigen ausreichend Platz und wirken wie die Sessel am besten frei stehend.
Freischwinger gibt es in verschiedenen Materialkombinationen. Eine Ausnahme bildet der Panton Chair (siehe unten). Hier sind die Sitzfläche und das Gestell eins.
Zunächst möchten wir näher auf die Materialien für die Freischwinger eingehen. Damit erhalten Sie die nötigen Infos, um sich für die geeigneten Stühle entscheiden zu können.
Die am weitesten verbreiteten Materialien für die Gestelle sind:
Stahlrohr – der Klassiker unter den Freischwingern besteht aus einem einzigen, durchgehenden Stahlrohr. Das Design ist schlicht und zurückhaltend. Diese Art von Metallgestell ist extrem belastbar und hat bis heute eine faszinierende Wirkung. Die Stahloptik wirkt einerseits funktional, andererseits elegant-modern. Das widerstandsfähige Material punktet außerdem durch die einfache Pflege. Trocken abwischen, und der Staub verschwindet; feucht abwischen, und auch andere Verschmutzungen sind weg.
Leimholz – Alvar Aalto entwickelte in den 30er-Jahren einen Schwingsessel mit Armlehnen aus Leimsperrholz. Sessel als Freischwinger sind besonders bequem. Das Leimholz ist leichtgewichtiger als Stahlrohr und dennoch äußerst stabil. Die Pflege ist ebenso simpel, kostet also nicht viel Aufwand. Mit fortschreitendem Alter bekommt das Holz eine leichte Patina, die den Stuhl noch veredelt.
Kunststoff – der Panton Chair besteht aus einem einzigen Stück Hartplastik. In den 60er-Jahren stellte der Panton Chair eine Materialrevolution dar. Die geschwungene Linie scheint auf den ersten Blick einem anderen Prinzip zu entstammen als der klassische Freischwinger, doch die Idee ist die gleiche.
Die Sitzflächen bestehen meistens aus:
Leder – das Material ist edel und beständig; es fühlt sich natürlich an. Glattleder ist einfach zu pflegen. Es braucht nur einen geringen Pflegeaufwand und nimmt die Körperwärme schnell an, wodurch sich der Sitzkomfort verbessert. Zum Entfernen von Flecken benötigen Sie ein spezielles Reinigungsmittel. Wenn Sie Kinder und Haustiere in der Wohnung haben, sollten Sie allerdings auf Echtleder verzichten, damit das Naturleder nicht überstrapaziert wird.
Kunstleder – ist preiswerter als Echtleder, aber weniger langlebig. Dennoch können die Freischwinger mit Schaumstoffpolsterung und Kunstlederbezug überzeugen. Flecken lassen sich gut entfernen und das Material ist feuchtigkeitsabweisend.
Wildleder – fühlt sich weicher an als Glattleder, ist aber schwieriger zu reinigen. Besonders Rotweinflecken haben es in sich. Darum eignen sich Stühle mit Wildlederbezug vorwiegend für den „Erwachsenenbereich“ in der Wohnung, beispielsweise für die Bibliothek. Das samtige Leder hat eine außergewöhnliche Haptik und ist etwas für Kenner.
Geflechte aus Kunst- oder Naturfasern – strahlen Gemütlichkeit aus. Ein zusätzliches Sitzkissen sorgt für Sitzkomfort. Abhängig von der Art der Polsterung, können Sie auf dieses Kissen eventuell verzichten. Diese Variante empfiehlt sich für einen Haushalt mit Kindern und Tieren, da die Kunst- und Naturfasern sehr robust sind. Mikrofaser und andere Textilgewebe haben eine weiche Oberflächenstruktur und sind entsprechend komfortabel. Auch schwierige Flecken lassen sich meistens spurlos beseitigen, wenn Sie rechtzeitig handeln. Trotzdem sollten Sie mit Kindern etwas vorsichtig sein, um den Verschleiß gering zu halten.
Das Design steht bei den charakteristischen Freischwingern im Vordergrund. Hier möchten wir Ihnen ein paar Empfehlungen zu den Modellvarianten und zu passenden Stilkombinationen geben.
Einer der bekanntesten Freischwinger ist der S 43: Dieser gilt als ein Entwurf des Niederländers Mart Stam und/oder des Bauhausarchitekten Marcel Breuer. Die genaue Urheberschaft wird wohl nie abschließend geklärt. Kunst- und Designhistoriker sind sich noch immer uneinig darüber. Den Ruhm des Freischwingers beeinträchtigt diese Diskussion unter Experten in keiner Weise. Die klassische, simple Grundform mit abgerundeten Ecken passt in eine moderne Wohnumgebung. Im typischen Schwarz eignen sich die Stühle als Ergänzung zu einem Esstisch mit transparenter Glasplatte. Das Stahlsilber der Unterkonstruktion findet sich im Optimalfall in den Tischbeinen wieder.
Etwa zur gleichen Zeit entstand ein Entwurf von Ludwig Mies van der Rohe: der MR 10 oder MR 20 oder sogenannte Weißenhof-Stuhl mit einem beigefarbenen Geflecht als Sitzfläche. Er wurde bei der Stuttgarter Weißenhof-Ausstellung im Jahr 1927 erstmals gezeigt und hat seitdem nicht an Aktualität eingebüßt. Angeblich ließ sich Mies van der Rohe von den ersten Entwürfen von Mart Stam inspirieren. Der originelle Stuhl passt zum Vintage-Stil und auch zum Landhausstil. Vor einem Regal aus dunklem oder weiß gestrichenem Holz setzt er einen kontrastierenden Akzent und wirkt dabei wie eine leichtgewichtige Ergänzung. Auch der skandinavische Stil lässt sich mit diesem ästhetischen Freischwinger auf interessante Weise aufpeppen.
Als Mitte des 20. Jahrhunderts Kunststoff als neues Material entdeckt wurde, begann der dänische Architekt und Designer Verner Panton mit seinen Entwürfen für den Panton Chair. Der in knalligen Farben gehaltene und aus einem Stück Kunststoff gefertigte Freischwinger ist eine Designikone des skandinavischen Designs. Dieser besondere Stuhl eignet sich für eine moderne, bunt eingerichtete Wohnung oder Sie setzen damit einen knalligen Akzent in einer Schwarz-Weiß-Umgebung.